„Eine der stärksten Marken Deutschlands“

Feierliche Freisprechung der Innung am 4. Dezember 2008

„Schornsteinfeger - eine der stärksten Marken Deutschlands“ so sieht der Landtagsabgeordnete Thomas Jarzombek das Schornsteinfegerhandwerk mit seiner unverwechselbaren Berufskleidung. Die Bundesrepublik brauche – so Jarzombek weiter - „keine zwanghafte Akademisierung, sondern praktische Spitzenkönner.“ Der Schornsteinfeger befinde sich im Wandel zu einem High-Tech-Beruf und sei im Umweltbereich kaum noch zu ersetzen. Politik könne vom Schornsteinfegerhandwerk lernen, wie man „unbürokratisch, schneller und wettbewerbsfähiger wird.“

Über 620 Gäste aus Politik, öffentlichem Leben und Verwaltung, Kolleginnen und Kollegen, Freizusprechende und deren Angehörige konnte Obermeister Andreas Ehlert in der festlich hergerichteten Stadthalle auf dem Düsseldorf Messegelände begrüßen. Darunter aus dem Bundeswirtschaftsministerium Staatssekretär Hartmut Schauerte und den Leiter des Referats Handwerk Ministerialrat Joachim Garrecht, Präsident Hans-Günther Beyerstedt, Düsseldorfs Bürgermeister Friedrich G. Conzen, Abgeordnete des Landtags NRW und „unseren Präsidenten“ der HWK Münster, Hans Rath.

Ungeachtet der Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung des kommenden Jahres präsentierte die Schornsteinfegerinnung erneut eine große Ausstellung mit vielen namhaften Herstellern. Zahlreiche Aussteller präsentierten bereits eine auf die veränderten Marktbedürfnisse angepasste Produktenpalette.

Trotzt aller Bedenken bei der Novellierung des Schornsteinfeger-Handwerksgesetzes forderte Obermeister Andreas Ehlert im Rahmen seiner Begrüßungsansprache die Beteiligten auf, „dieses Gesetz jetzt nicht zu zerreden, sondern es positiv anzunehmen und auch die neuen Chancen zu erkennen, die die Novellierung mit sich bringe“. Wichtig –so Ehlert- sei jetzt die Diskussion und Kooperation mit den Marktpartnern, um das neue Gesetz mit Leben zu erfüllen.

Für überzeugte Marktwirtschaftler sei „Privat vor Staat“, ohne Zweifel auch heute noch ein unverrückbarer Glaubensgrundsatz so OM Ehlert. Er könne sich dem ausdrücklich anschließen. Dennoch falle das Ergebnis nicht selten ernüchternd aus, wenn man bedenke, dass Liberalisierung und Privatisierung zunächst einmal besseren Service und günstigere Preise versprechen würden. Nicht jede Liberalisierung sei eine Erfolgsgeschichte. Unter dem Stichwort „Verbesserungen“ falle ihm ad hoc nur der privatisierte Telefonmarkt ein. In Folge von Privatisierungen hätten die Entwicklungen auf dem Strommarkt, die Abfallbeseitigung, die Bahn oder Post selten zu messbaren Verbesserungen geführt.

Nach 2013 werde sich zeigen, ob die Liberalisierung des Schornsteinfeger-Handwerks nun für die Hauseigentümer eine Erfolgsgeschichte wird. Das Handwerk werde versuchen, diesen Beweis zu führen. Zumindest stehe die ernste Sorge im Raum, dass es mittelfristig teurer werde und Mängel an Feuerungsanlagen wieder zunehmen würden. Dies sei zumindest in anderen Ländern so passiert.

Obermeister Ehlert bedankte sich ausdrücklich für den fairen Umgang der Politik mit diesem für sein Handwerk existenziellen Thema. Gleichzeitig macht er deutlich, dass erhebliche Unterstützung auch für die Zukunft notwendig sei und benannte diesbezüglich drei Punkte:

  • Zunächst seien hier die durch das Land geförderten Marketingseminare zu nennen, bei denen die zugestandenen Seminarplätze innerhalb von wenigen Stunden nach Auflage bereits vergriffen waren. In kürzester Zeit seien in NRW 20 % der Betriebsinhaber geschult worden. Dieser Weg müsse weiter unterstützt werden.
  • Zum Zweiten erfordere die Tatsache, dass sich das Schornsteinfegerhandwerk neu aufstellen müsse eine Änderung des Ausbildungsberufsbildes. Dies müsse unbedingt weiter entwickelt werden und politische Hilfe sei diesbezüglich zwingend erforderlich.
  • Letztlich sei nicht verständlich, dass das Schornsteinfegerhandwerk bei der Förderung der „Vor-Ort-Beratung“ des Bundesministeriums für Wirtschaft außen vor sei. „Das geht nicht“ so Ehlert. Das Schornsteinfegerhandwerk stelle in der Fläche die meisten Gebäudeenergieberater. Hier müsse unbedingt nachgebessert werden, da die Hinderungsgründe für ihn absolut nicht überzeugend seien. Es sei schlichtweg kaum möglich, Energiesparberatungen im Wettbewerb zu verkaufen, wenn diese Leistung durch Andere subventioniert angeboten werden könne.

Die Bundesrepublik Deutschland sei ein wunderbar aufgestelltes Land und ein guter Unternehmensstandort, so Staatssekretär Hartmut Schauerte MdB in seiner Festansprache. Er äußerte Verständnis für den allgemein vorgetragenen Wunsch nach Steuersenkung. Insbesondere für die mittleren Einkommen sei eine Entlastung dringend erforderlich, da die derzeitige Steuerbelastung leistungsfeindlich wäre.

Nach dem Regierungswechsel im Jahre 2005 sei das neue Schornsteinfegergesetz im Schulterschluss mit den Organisationen des Handwerks entlang der Vorgaben aus Brüssel entstanden. Staatssekretär Hartmut Schauerte MdB stellte fest, dass die gefundene Lösung in Teilen zusätzlichen bürokratischen Aufwand bedeute. Dies habe man im Ministerium durchaus gesehen, aber zur Sicherstellung des Vollzugs der Arbeiten lasse sich die eine oder andere Bürokratiestelle nicht vermeiden.

Der Vollzug der Schornsteinfegerarbeiten müsse sicher gestellt werden und wenn Deutschland seine Umweltschutzziele erreichen wolle, gebe es hierzu keine Alternative.

Alles in Allem sei ein fairer Kompromiss gefunden worden. Schornsteinfeger hätten nun auch die Chance in einer neuen Freiheit -über die bisher geregelten Strukturen hinaus- zusätzliche Geschäfte generieren zu können.

Hier könnten die jeweiligen Neigungen des Einzelnen mehr zur Geltung kommen. Es gebe auf der einen Seite Chancen in Beratungstätigkeiten aber anderseits auch praxisnahe Tätigkeiten für andere. In Teilen stelle sich die Unabhängigkeitsfrage, damit das Beratungsgespräch nicht zu einem intelligenten Verkaufsgespräch werde. Als Beispiel für eine gelungene berufliche Umorganisation führte Staatssekretär Hartmut Schauerte MdB die Notare und Anwaltsnotare an. Hier habe dies funktioniert. Die Situation sei durchaus vergleichbar, denn auch der Bezirksschornsteinfeger werde zum Teil hoheitliche Tätigkeiten ausführen, zu einem anderen Teil privatwirtschaftlich Arbeiten anbieten.

In fünf bis sechs Jahren werde es aus seiner Sicht interessante Mischverhältnisse geben, die neue Perspektiven eröffnen und die insgesamt durch die Kontrolle des effizienten Umgangs mit Energie, den Gesundheitsschutz, der Sicherheit und des Schutzes unserer Umwelt in Zukunft noch viel wichtiger würden.

Die heute frei zu sprechende Jugend des Schornsteinfegerhandwerks starte in diese neue Zeit. Heute könne in der globalisierten Welt, bei den jeweiligen unterschiedlichen Berufen keiner mehr sicher sagen, was denn auf den Einzelnen nach der Ausbildung so zukommen werde.

Den jungen Kolleginnen und Kollegen gratulierte Staatssekretär Hartmut Schauerte MdB noch einmal zur bestandenen Gesellenprüfung und bekräftigte, dass sie in eine gute Zeit eintreten würden, denn die Kontrollaufgaben des Schornsteinfeger-Handwerks würden auch in Zukunft unverzichtbar sein.

Die Lossprechungsfeier dieser Schornsteinfegerinnung zeige, so Präsident Hans Rath, wie diese Innung Düsseldorf den Nachwuchs wertschätze. Er sprach der Innung ein Kompliment aus, dass sie jedes Jahr erneut eine solche Veranstaltung auf die Beine stelle. „Wer sich nicht zeigt, wird nicht wahrgenommen“ so Präsident Hans Rath.

Das Schornsteinfegerhandwerk müsse nun die Diskussion um das neue Berufsbild führen. Bei der Gestaltung der Zukunft gehe aus seiner Sicht „Gründlichkeit vor Schnelligkeit.“

Die Mitgliedschaft in den Innungen wird auch in Zukunft unverzichtbar sein. Nur in der Gemeinschaft bleibe das Schornsteinfegerhandwerk wahrnehmbar und stark.

An die Adresse der Freizusprechenden sagte Präsident Hans Rath abschließend, sie sollten heute mit guter Stimmung nach Hause gehen. Es müsse positiv nach vorne gesehen werden. Immer nur dem Negativen hinterher zu laufen bringe den Einzelnen nicht weiter. Die Kreativität, was man aus seinem Berufsleben mache, liege bei einem selber.

Bisher habe er noch nicht das Vergnügen gehabt, zur Lossprechungsfeier der Schornsteinfegerinnung Düsseldorf eingeladen zu werden. Dort, so Bürgermeister Friedrich G. Conzen, habe man ihm gesagt, treffe man viele wichtige Leute sowie einige Prominente, welche man ansonsten selten beim Handwerk antreffen würde.

Besonders stellte er die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe heraus. In 386 Mitgliedsbetrieben der Innung würden sich derzeit 86 Auszubildende in der Ausbildung befinden. Dies zeige, welchen Schwerpunkt das Schornsteinfegerhandwerk auf die Zukunft lege! Bürgermeister Friedrich G. Conzen geht davon aus, dass der Beruf des Schornsteinfegers Zukunft habe, auch wenn es nicht immer glückliche Tage gebe. Dies jedoch gehöre auch zum wirklichen Leben dazu.

Ehrung der Kammersiegerin
Kammersiegerin Linda Utech: wird von Geschäftsführer Bernhard-Johannes Weyerstraß, MdB Hartmut Schauerte und Obermeister Andreas Ehlert beglückwünscht.

Auch in Zukunft, so Bürgermeister Friedrich G. Conzen, werde die Nutzung der Energie, die richtige Bewältigung der Schadstoffe, durch den Schornsteinfeger besonders zu begleiten sein.

Zu den Freizusprechenden gewandt erklärte Bürgermeister Friedrich G. Conzen, man habe es ihnen sicher häufig genug gesagt, dass es mit dem Lernen nun nicht zu Ende sei. Neue Techniken und Verordnungen würden kommen, auch mit denen müsse man sich auseinander setzen. Dennoch mache lernen und das permanente Weiterbilden Spaß. Zum Schluss sprach Bürgermeister Friedrich G. Conzen seine Gratulation den Freizusprechenden aus und lud alle Teilnehmer der Freisprechungsfeier dazu ein, den Nachmittag zu nutzen und einen Bummel durch die Läden und Restaurants dieser schönen Stadt am Rhein zu machen.

Die Kammersiegerin im Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks, Linda Utech, dankte in ihrem Schlusswort allen an der Ausbildung Beteiligten für die Unterstützung in der Lehrzeit. Lieber würde sie jetzt auf dem Dach als am Rednerpult stehen, bemerkte sie abschließend schmunzelnd.